Es klopft, es hämmert, dort sägt jemand und dort drüben hört man eine Feile. Nein, es ist keine echte Werkstatt, in der wir uns befinden. Wir sind im Kindergarten St. Monika in Ingolstadt – mitten im Projekt „Baumeister gesucht!“. Das ist eine Aktion der Verbände der Bayerischen Bauwirtschaft, um Kinder an handwerkliche Berufe heranzuführen oder – wie sie es selbst bezeichnen – „die Baumeister von morgen aufspüren“.
„Eine der zentralen Ideen des Projekts ist, dass mit richtigen Werkzeugen gearbeitet wird“, erklärt Matthias Theobald, der sich den Kindern als „Harry Hammer“ vorstellt. Er und seine Kollegin Corinna Sichart alias „Nicki Nagel“ erklären den Vier- bis Fünfjährigen, wie sie Hammer, Sägen und Feilen benutzen sollen, aber auch, dass sie sich damit verletzen können. Dabei sind es in vielen Einrichtungen weniger die Kinder, sondern die Erzieherinnen und Erzieher oder Eltern, die Scheu vor den scharfen Arbeitsgeräten in Kitas haben, meinen die beiden. „Deswegen machen wir vorher immer einen Einführungstag für die Pädagogen, bevor wir mit den Kleinen arbeiten“, sagt Theobald.
Neues Raumkonzept
Im Kindergarten St. Monika sind die echten Gerätschaften wie in vielen Einrichtungen der Katholischen Kindertageseinrichtungen Ingolstadt gGmbH kein Fremdkörper. „Wir haben schon länger eine Werkstattecke mit richtigem Werkzeug“, erklärt die Kindergartenleiterin Linda Schröfelbauer. Der Grund, warum, sie sich trotzdem um das Projekt beworben hat, ist einfach. Die Verbände der Bayerischen Bauwirtschaft sponsern neben dem Baumeister-Tag für Kinder, eine Werkbank aus Holz, eine reichlich befüllte Werkzeugtasche, einen Steinbaukasten und ein Handbuch mit Bastelideen. Ein weiterer Aspekt für das Projekt sei gewesen, dass die Kita ihr Raumkonzept verändert habe. „Wir arbeiten jetzt verstärkt mit Themenräumen“, erläutert Schröfelbauer. „In einem Zimmer haben wir ein Restaurant, im nächsten einen Spieleraum oder ein Malatelier. In der Freispielzeit entscheiden die Kinder dann selbst, wohin sie gehen wollen. Das wird von den Kleinen richtig gut angenommen.“
Erweiterung der Kinderwerkstatt
Die Bauecke hat im Zuge der Umgestaltung nicht nur an Bedeutung, sondern auch an Raum gewonnen. Jetzt können die Kinder an vier Werkbänken ihrer gestalterischen Kreativität freien Lauf lassen. Möglich wurden der Baumeistertag und die Teilnahme an der Aktion dank des engagierten Elternbeirats. „Eines Tages habe ich einen Anruf bekommen, ob ich nicht die Patenschaft für das Projekt in St. Monika übernehmen möchte“, erzählt Michael Binder, Obermeister der Bauinnung Ingolstadt-Pfaffenhofen und Inhaber der Firma Dietrich Sell Bau. Da er über die Aktion „Baumeister gesucht“ informiert war, nahm er die Patenschaft gerne an. Als Mitglied der Bayerischen Bauwirtschaft achtet er darauf, dass die Investition nicht verpufft. Denn jeder Kindergarten, der am Projekt teilnimmt, erhält rund 1500 Euro an Materialwert.
Begeisterte kleine Handwerker
Am Aktionstag selbst kann sich Binder von der Begeisterung der Kinder überzeugen. Mit roten Wangen und viel Konzentration sägen sie Klötze ab, hämmern Nagel in einen Balken und feilen Farbmarkierungen vom Holz weg. Das machen sie alles, obwohl ihnen weder „Harry Hammer“ noch „Nicki Nagel“ anfangs verraten, warum sie das tun. „Würden wir es ihnen gleich erzählen, dann wollen alle nur noch sägen“, meint Matthias Theobald mit einem Augenzwinkern. Der Mitarbeitende des i!bk Instituts für innovative Baukonzepte betreut das Projekt schon seit einigen Jahren und hat viel Erfahrung damit, die Neugierde der kleinen Baumeister bis zum Schluss hochzuhalten. Am Ende des Vormittags entsteht nämlich aus viereckigen, rechteckigen und dreieckigen Klötzen ein Häuschen mit Gartenzaun. „Bunt bemalt ergibt es Klein-Ingolstadt“, meint er.