16 Verhandlungstage, 50 Zeugen und ein prominenter Angeklagter: am Landgericht beginnt heute der Prozess gegen Ingolstadts Alt-Oberbürgermeister Alfred Lehmann. Dem heute 68jährigen wird Bestechlichkeit und Untreue vorgeworfen. Er soll in seiner Amtszeit vergünstigte Wohnungen auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses und der Pionierkaserne erhalten haben. Außerdem stehen Vertreter der beteiligten Baufirmen vor Gericht, ihnen wird Bestechung in einem besonders schweren Fall vorgeworfen. Hier noch mal alle Informationen:
Alfred Lehmann, der Lebenslauf:
1950 geboren in Quickborn, Schleswig-Holstein
1976 Abschluss Studium der Betriebswirtschaft
Bis 1996 Handwerkskammer München
1996 – 2002 Wirtschaftsreferent Ingolstadt
2002 – 2014 Oberbürgermeister Ingolstadt
2016 Abgabe Stadtratsmandat
2018 Anklage der Staatsanwaltrschaft wegen Bestechlichkeit und Untreue
Die Anklage:
Lehmann wird vorgeworfen, als Amtsträger Wohnungen in einem Sanierungsgebiet an der ehemaligen Pionierkaserne und in einem Neubaukomplex beim ehemaligen Altstadtkrankenhaus vergünstigt erhalten zu haben. Alfred Lehmann hatte 2012 auf dem Gelände der ehemaligen Pionierkaserne privat zwölf Wohnungen gekauft, in einem Gebäude, für das er als Amtsträger zuständig war. Am ehemaligen Krankenhaus, kaufte Lehmann vom Bauträger, für den er sich explizit eingesetzt haben soll, eine Privatwohnung. Lehmann selbst will vor Gericht die Vorwürfe entkräften.
Die Causa Klinikum:
Lehmann war nach seiner Zeit als OB noch Klinikums-Aufsichtsrat. Gleichzeitig arbeitete er für ein Personalberatungsunternehmen. Das hatte aber den neuen ärztlichen Direktor für das Klinikum vermittelt. Die Verknüpfung wirtschaftlicher Interessen mit einem Amt in einem Kontrollgremium – Lehmann geriet in die Kritik. Die Ermittlungen in diesem Fall sind allerdings abgeschlossen. Es gibt kein Verfahren.
Das Verfahren:
16 Verhandlungstage sind angesetzt, inklusive Urteil, das soll am 10. Mai verkündet werden. Es gibt zwei weitere Angeklagte, die beiden Bauträger, ihnen wird Bestechung vorgeworfen. 50 Zeugen sind geladen, außerdem wurde ein Gutachten für Immobilien- und Grundstückswertung in Auftrag gegeben. Das Strafmaß bei Bestechlichkeit reicht im Falle eines Schuldspruchs von einer Geldstrafe im minderschweren Fall bis hin zu 10 Jahren im besonders schweren Fall.